Sebastian Mauritz - Prosilienz®
Sebastian Mauritz
Resilienzexperte
Sebastian Mauritz ist einer der führenden Resilienzexperten Deutschlands. Er ist 5-facher Fachbuchautor, Keynote-Speaker, Resilienz-Lehrtrainer, Systemischer Coach, war und ist Vorstand in vielen Coach- und Trainer-Verbänden und Unternehmer.
Seine Schwerpunkte liegen im Bereich individuelle Resilienz und Prosilienz®, resilienter Führung und Teamresilienz. Er ist Initiator des jährlichen Resilienz-Online-Kongresses, in dessen Rahmen er sich bereits mit über 200 weiteren Resilienz-expert:innen aus verschiedenen Disziplinen ausgetauscht hat.
Aus den Krisen von morgen für heute lernen
„Baue heute die Ressourcen auf, die Du morgen brauchst und lerne aus den Krisen der Zukunft.“ Das ist das Motto der Prosilienz, entwickelt von Sebastian Mauritz. Sie ist ein Konzept, das darauf abzielt, die Widerstandsfähigkeit von Organisationen und Individuen in Zeiten des Wandels zu stärken. Durch Prosilienz gelingt es, Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und Innovationsfähigkeit zu fördern, um mit Unsicherheiten umzugehen, Veränderungen anzunehmen und Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen.
In einer Welt, die von zahlreichen Krisen geprägt ist, gewinnt Resilienz zunehmend an Bedeutung. Während Resilienz oft als die Fähigkeit betrachtet wird, nach Rückschlägen wieder in einen früheren Zustand zurückzukehren, wird ein neuer Ansatz immer relevanter: Prosilienz. Prosilienz geht über das einfache "bouncing back" hinaus und bedeutet, die Fähigkeit zu entwickeln, sich sogar nach Krisen weiterzuentwickeln („bouncing forward“). Dies beinhaltet den aktiven Aufbau von Ressourcen für die Zukunft, das Durchspielen von Krisenszenarien und das Lernen aus potenziellen zukünftigen Herausforderungen.
Die Basis zur Förderung von Prosilienz bildet die Ressourcenaktivierung. Indem man sich fragt, was in den letzten Tagen ein Lächeln auf das Gesicht gezaubert hat, können positive Erinnerungen und Erfahrungen aktiviert werden. Dies hat eine stark motivierende und optimismusfördernde Wirkung, die es ermöglicht, Ressourcen aufzubauen. Dieser Ansatz ist besonders wichtig, da das menschliche Gehirn evolutionär dazu neigt, sich stärker auf negative Erfahrungen zu konzentrieren. Die Fähigkeit zur Regulation, die durch die Aktivierung angenehmer Emotionen gefördert wird, ist daher entscheidend für die Entwicklung von Prosilienz.
Was ist Resilienz?
Bei der Resilienz stellt sich die Frage, inwiefern sie roh, also angeboren, bzw. angelernt ist.
Umweltfaktoren, die uns umgeben, stellen unsere Resilienz auf die Probe und verdeutlichen die Grenzen unserer Belastbarkeit. Resilienz ist insbesondere in Situationen von Stress, Problemen, Konflikten (sowohl innerhalb als auch zwischen Personen, wobei klare Kommunikation auf sachlicher und zwischenmenschlicher Ebene entscheidend ist), Traumata und Krisen von großer Bedeutung. Es erfordert eine Anpassung des Aktivitätsniveaus, um mit diesen Herausforderungen umzugehen.
Jeder Mensch ist grundsätzlich resilient und stellt selbst mit seiner Person den Beweis dafür dar, dass er stärker ist als die Widrigkeiten des Lebens. Resilienz ist ein inhärenter Bestandteil unserer Menschlichkeit und lenkt den Fokus auf unsere Stärke, selbst wenn wir uns einmal schwach fühlen. Die Magie der Resilienz besteht darin, dass sie uns ermöglicht, uns wieder aufzurichten, zu wachsen und durch schwierige Zeiten zu gehen – eine Fähigkeit, die jedem von uns innewohnt.
Die konkrete Definition von Resilienz lautet: „Resilienz ist die Aufrechterhaltung oder schnelle Wiederherstellung der psychischen Gesundheit während und nach Widrigkeiten!"
Es kann herausfordernd sein, den Ist-Zustand mit dem angestrebten Soll-Zustand zu vergleichen, insbesondere wenn Emotionen und Stress hinzukommen. Hierbei spielen zwei Schlüsselfaktoren eine Rolle:
- Übung, um das Gefühl der Selbstwirksamkeit zu stärken
- Reflexion über die eigenen Erfahrungen
Resilienz ist ein kontinuierlicher Prozess, der aus drei Phasen besteht: Vor der Krise, während der Krise und nach der Krise.
Im Vorfeld einer Krise liegt der Fokus auf der Antizipation von Ereignissen und dem ernsthaften Wahrnehmen von Signalen, die auf mögliche Probleme hinweisen könnten. Während der Krise selbst zeigen sich resilientes Verhalten durch Widerstandsfähigkeit und die Fähigkeit zur Aufnahme von Problemen. Dies umfasst die Anpassungsfähigkeit, verschiedene Bewältigungsstrategien und die Fähigkeit, Probleme aktiv anzugehen und zu lösen. Nach einer Krise konzentriert sich der Prozess der Resilienz auf Regeneration, Regulation und das Wiederherstellen von Balance. Dies beinhaltet die bewusste Einlegung von Pausen, um sich zu erholen und die eigenen Ressourcen wieder aufzufüllen. Zu guter Letzt ist auch die Phase der Rekonfiguration und Evolution maßgebend, in welcher man geschehene Krisen retrospektiv analysieren und aus ihnen für zukünftige Herausforderungen lernen kann.
Warum ist Prosilienz als proaktive Resilienz wichtig?
Menschen haben Grundbedürfnisse und zwar in folgender Hierarchie:
- Beziehung
- Orientierung und Kontrolle
- Lustgewinn und Unlustvermeidung
- Selbstwert
Diese psychischen Grundbedürfnisse bilden die Grundlage für psychische Gesundheit – Zufriedenheit und Wohlbefinden. Wenn eines davon verletzt wird, kommt es zu mentaler Krankheit.
Die aktuelle Welt ist von Brüchigkeit, Ängstlichkeit, Nicht-Linearität und Inkonsistenz geprägt, die sich aus unsicheren und komplexen Aspekten zusammensetzen. Wir verspüren dadurch mehr Ärger und Angst und weniger Verstehbarkeit, Handhabbarkeit und Sinnhaftigkeit. Dies wiederum verhindert Orientierung und Kontrolle und wirkt sich als Sekundäreffekt auf andere genannte Grundbedürfnisse aus.
Prosilienz ist deshalb so wichtig, weil sie alle vier Grundbedürfnisse stärkt.
Wie kann ich mich auf die Zukunft vorbereiten?
Um sich auf die Zukunft vorzubereiten, ist es wichtig, in verschiedenen Phasen bestimmte Maßnahmen zu ergreifen.
Davor: Zunächst einmal geht es darum, Ressourcen aufzubauen und das Prinzip zu verinnerlichen, lieber im Voraus zu haben und nicht zu benötigen, als in der Zukunft Bedarf zu haben und ohne Ressourcen dazustehen. Dies erfordert sowohl ein entsprechendes Mindset als auch ein Toolset, also die praktischen Fähigkeiten und Hilfsmittel, um Ressourcen effektiv zu nutzen.
Dabei: Während man sich inmitten von Herausforderungen befindet, ist es hilfreich, eine Form der Stress-Inokulation zu praktizieren, bei der man lernt, mit Stress umzugehen und gute Entscheidungen zu treffen. Dabei spielt auch das Feelset eine Rolle, also das emotionale Verständnis und die Fähigkeit, angemessen auf Stresssituationen zu reagieren. Darüber hinaus ist kreative Lösungsfindung und die Fähigkeit, fundierte Entscheidungen zu treffen, ein wichtiger Bestandteil des Skillsets, das während der Bewältigung von Herausforderungen zum Einsatz kommt.
Danach: Nachdem eine Krise bewältigt wurde, ist es entscheidend, anderen gegenüber Anerkennung und Wertschätzung zu zeigen, um ein Gefühl von Mattering zu vermitteln. Dies beinhaltet auch, Muster des Gelingens zu identifizieren und aus ihnen zu lernen, sowie Feedforward zu geben, sich selbst also konstruktives Feedback zur Optimierung zukünftiger Handlungen zu geben. Auf diese Weise wird Wertschöpfung generiert und die Vorbereitung auf zukünftige Herausforderungen unterstützt.
Es ist entscheidend, resilienten Gewohnheiten Raum zu geben, um sich in unseren Alltag zu integrieren. Das können bspw. Atemtechniken sein, die morgens und abends angewendet werden oder das bewusste Erinnern an drei Dinge, die uns zum Lächeln bringen.
Bei der Betrachtung unserer Bedürfnisse und Ressourcen spielen verschiedene Aspekte eine Rolle.
Bindung: Liebe und Wertschätzung (Dankbarkeit, Mitgefühl)
Wie gut schafft man Nähe/Distanz? Wie gut kann man sich binden, aber auch abgrenzen?
Orientierung und Kontrolle: Ärger (Trauer)
Ärger wird oft als Wächter unserer Werte betrachtet, was zunächst kontraintuitiv erscheinen mag. Jedoch wird Ärger immer durch bestimmte Trigger, nämlich Wertverletzung, Zielhindernis und Ungerechtigkeit ausgelöst.
Lust und Unlustvermeidung: Freude / Ekel
Freude ist die Hüterin der Leichtigkeit
Was hat mich lächeln lassen? Wobei leuchten meine Augen?
Selbstwert: Stolz (Scham, Verachtung)
Stolz ist der Hüter der Selbstwerterhöhung
Authentischer Stolz fördert unsere Selbstwirksamkeit, während hubristischer Stolz Narzissmus begünstigen kann. Stolz ist der wichtigste Faktor für Resilienz und die Verstärkung der Selbstwirksamkeit.
Was hast du durch dein Handeln erreicht, auf das du stolz sein kannst?
Krisen durchspielen
Aus der bewussten Reflexion vergangener Krisen erlangen wir neue Erkenntnisse, indem wir die Szenario-Kompetenz unseres Gehirns nutzen, das sehr gut darin ist, Erwartungen zu generieren.
Warum Krisen durchspielen?
Das Durchspielen von Krisen dient einem wichtigen Zweck, der oft übersehen wird. Überraschung als Hüterin unserer Orientierung spielt hierbei eine zentrale Rolle. Überraschung ist eine Übergangsemotion, auf die Angst, Ärger oder Freude folgen. Diese Emotionen sind besonders intensiv, da unser Gehirn bei Überraschungen keine Vorhersagefunktion hat und daher die Emotionen nicht regulieren kann. Dadurch werden sie 3–5-mal stärker erlebt als gewöhnlich.
Das Lernen aus einer Krise erfolgt auf verschiedenen Ebenen.
- Mattering: „Du bist wichtig. Du bist etwas wert.“Erstens ist es wichtig, anderen, aber auch sich selbst gegenüber zu betonen, dass sie/man wichtig und wertvoll sind/ist.
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- Feedforward: „Wie kann in Zukunft noch besser agieren? Wovon braucht es mehr, wovon weniger?“
Beim Prozess des Feedforward wird überlegt, wie man in Zukunft noch besser handeln kann und welche Maßnahmen verstärkt oder reduziert werden sollten. Dieser Ansatz ermöglicht eine kontinuierliche Verbesserung und Entwicklung.
Problemlösungsfokussiertes Coping
Bei dieser Coping-Strategie geht es um die Lösung von Problemen und das aktive Handeln:
- Was ist der bestmögliche Fall?
… und was kann ich dafür tun, damit dieser eintritt? - Was ist der wahrscheinlichste Fall?
… und wofür muss ich dann sorgen? - Was ist der schlimmste Fall?
… und was gilt es vorzudenken und wie kann ich ihn verhindern?
Übergeordnete Fragen: Was ist das Sehnsuchtsziel? Was sind zweitbeste Lösungen?
Abschließender Rat für Beziehungen
Eine wichtige Frage, die sich stellt, lautet: Wie möchte ich wertgeschätzt werden? Diese Überlegung bezieht sich nicht nur auf die Art und Weise, wie wir selbst Anerkennung erfahren möchten, sondern auch darauf, wie wir anderen Anerkennung zeigen können. Durch die Reflexion darüber, was für uns als wertschätzend empfunden wird und die Nachfrage bei anderen, was sie als wertschätzend empfinden, können wir jede Form von Erziehung und zwischenmenschlicher Beziehung verbessern. Es ist ein Schritt, der dazu beiträgt, ein Umfeld zu schaffen, in dem Anerkennung und Wertschätzung eine zentrale Rolle spielen, und das Wachstum und das Wohlbefinden aller Beteiligten zu fördern.
FAQ - Eure Fragen
Wie kann man als Unternehmen Resilienz zu Gleichgültigkeit unterscheiden? Oftmals werden Änderungen von BewahrerInnen verweigert, demgegenüber stehen die anpassungsfähigen, resilienten MitarbeiterInnen und die, denen die Änderungen egal sind.
Gleichgültigkeit ist so etwas wie eine Art Bewahrungsfähigkeit oder eine Kombination aus Frustration hin zur Resignation, welche aus Trauer resultiert. Ganz typisch sind Sätze wie „Ja, aber warum müssen wir es schon wieder ändern? Es funktioniert doch gut, so wie es ist.“ Für erfolgreiche Change-Prozesse muss man das Bestehende würdigen, um anschließend gute Werbung für das Neue zu machen. Ansonsten findet eine gewisse Abwertung des Bisherigen statt. Man könnte gemeinsam sammeln: Was soll sich nicht ändern? Was ist schützens- und bewahrenswert? Was würde für eine Veränderung sprechen?
Wenn man zunächst das, was da ist, wertschätzt und dann zum Neuen einlädt, verschwindet das Bewahren, das aus dem Gefühl, dass das Alte noch nicht genug gewürdigt wurde, entspringt.
Sich mit eigenen Krisen zu beschäftigen ist fein, aber wie zerdenkt man sie und nicht sich selbst ständig?
Wenn Sie mit „zerdenken“ meinen, dass Sie ins Ruminieren kommen, kann es sein, dass gewisse Werte oder Emotionen wie Trauer noch präsent sind. Wenn ich mich mit Trauer und Ärger beschäftige, lande ich immer wieder bei Werten. Eine Frage ist: „Was war dir an der Krise wichtig? Wofür war sie gut oder könnte sie gut gewesen sein?“. Der zweite Schritt die Ressourcenorientierung: „Was habe ich in der Krise erlebt, wo ich von mir eine Stärke wahrgenommen habe?“, „Was hätte ich mir damals anders gewünscht?“.
Trotzdem sollten wir versuchen, mehr ins Hier und Jetzt kommen: „Was ist jetzt gut?“ Es geht meistens um das Lösen einer singulären Emotion, die diese Gedanken wachhält.
Inwieweit stärkt denn Sport bzw. Bewegung die eigene Widerstandsfähigkeit?
Es gibt viele Studien, die zeigen, dass 8000 Schritte pro Tag sich positiv auf die Problemverarbeitung und Stressreduktion auswirken. Ansonsten würde ich die Resonanzatmung empfehlen – Handlungsplanung, Problemlösung und logisches Denken verbessern sich durch diese.
Hilft die Unterstützung von Familie und Freunden oder ist es sinnvoller, alleine an sich zu arbeiten?
Das befinde ich mich in einer Zwickmühle. Wenn man intensive Zeiten mit anderen durchlebt, kann es sein, dass danach eine gewisse Distanz entsteht, weil die negative Situation und die schwierige Zeit mit der Person assoziiert wird. Wenn ich defizitorientiert mit meiner Familie spreche, kann es sein, dass meine negative Stimmung auf die anderen übergeht. Bearbeiten Sie bestimmte Dinge wie Stressoren lieber in einem professionellen Kontext! Mit der Familie könnte man sich eher auf die positiven Dinge fokussieren, indem z.B. jede/r drei Dinge aufzählt, die einen zum Lächeln gebracht haben, um einen positiven Zugang zu wählen und die Ressourcen zu aktivieren. Familien und Freunde zeigen Mitleid. Das hilft langfristig nicht. Besser eignen sich in Krisen Coaches, die Mitgefühl zeigen.
Die Aufzeichnung des gesamten Vortrags inklusive der Q&A Session steht den Windhund 365 Kunden auf der Eventumgebung 30 Tage lang zur Verfügung.
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- Dr. Christian Benedict - Schlaf dich klug, schön & erfolgreich
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- Felix Gottwald - Bewegt. Bewusst. Belebt.
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- Dejan Stojanovic - Vorteile einer gesunden Fehlerkultur
- Peter Rach - Hilfe, unser Team macht krank!
- Cornelia Seitlinger-Schreder - Smart Food Choice
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