Dejan Stojanovic - Vorteile einer gesunden Fehlerkultur
Dejan Stojanovic
Dejan Stojanovic ist Serial Entrepreneur und Failure Enthusiast, der das Format der Fuckup Nights nach Österreich brachte. Die Mission: Die Etablierung einer positiven Fehlerkultur in Unternehmen. Seine Expertise zum Thema Fehlerkultur fasste Dejan als Gast-Autor im Buch “All the Wiser” zusammen.
Dejan hält regelmäßig Keynotes und Workshops bei Konferenzen und Unternehmen.
„Ist alles gut? Ist was passiert?“ – „Jaja, alles gut, nichts passiert!“. Ein Satz, den wir aus dem Arbeitsbereich allzu gut kennen, obgleich oft eben nicht alles gut ist. Doch wenn uns Fehler unterlaufen, scheuen wir uns davor, sie zuzugeben und zu kommunizieren, aus Angst davor, dass sie negativ auf uns bzw. auf unser Verhalten zurückfallen. Das wiederum hat natürlich Auswirkung auf unser physisches und psychisches Wohlbefinden. Warum das so ist und wie man eine positive und konstruktive Fehlerkultur etablieren kann, erklärt Dejan Stojanovic anschaulich. Als erfolgreicher Entrepreneur und Failure Enthusiast erzählt er von seinem eigenen Werdegang, der ihn von seiner Tätigkeit als Jurist über das Scheitern mit seinem Startup für Neuwagenhandel schließlich zu seinem heutigen Wirken führte.
Fake smile
Bei der oben beschriebenen Situation handle es sich um das Phänomen des „Fake smiles“. Dieses ergebe sich deshalb, weil die Schuldfrage zumeist im Vordergrund stehe. Wir befürchten, dass wir für ein fehlerhaftes Verhalten beschuldigt und verurteilt werden oder uns gar Konsequenzen angedroht werden. Die Schuldzuweisung sei ein allgemeines Problem in Firmen sowie vor allem in unserem Mindset. Besser sei es, die Ursachen für Fehler zu ergründen, um diese zu beseitigen.
Die Angst – dein bester Freund
Ein weiterer Grund für die Aversion gegenüber Fehlern sei die Angst vor dem Scheitern, die das Scheitern erst recht beschleunige. Die Überzeugung, sich nicht blamieren zu dürfen, stresst uns. Doch woher kommt sie? Die Angst vor dem Scheitern entstehe nicht durch die Ungewissheit darüber, was passieren wird, sondern darüber, wie andere über einen urteilen werden. Das Urteil anderer ist es also, was uns verunsichert.
Failure sucks – but instructs.
Dieses Mindset gilt es zu verändern. Denn Fehler sind nichts, wofür man sich schämen müsste. Wir müssen sie als Wissensquelle anerkennen und Scheitern als Teil von Erfolg zelebrieren. Denn erst nachdem man Fehler gemacht hat, weiß man, wie es nicht geht und nur so können neue Erfindungen daraus hervorgehen. Edison scheiterte abermals an seiner Konstruktion einer Glühbirne, doch mit jedem Mal kam er seinem Erfolg näher.
In dieser Einstellung gibt es globale Unterschiede. Während europäische Unternehmer/innen nach einem sogenannten „business fuckup“ eher einer emotionalen Wiederherstellung bedürfen, versuchen amerikanische ihre unternehmerischen Fähigkeiten und Möglichkeiten zu verbessern und aus ihren Fehlern zu lernen. Wir können unsere Fehler nutzen, um Neues zu generieren. „Scheitern ist Teil des Erfolgs, nicht das Ende.“
Positive Fehlerkultur in Firmen
Anstatt also bei Fehlern Schuld zuzuweisen, Strafen oder negative Konsequenzen anzudrohen, die dazu führen, dass Mitarbeiter/innen ihre Fehler vertuschen und verstecken, sollte die Zugabe von Fehlern positiv bewertet und als Chance für Wissenszuwachs betrachtet werden. Wichtig sei dabei allerdings der offene Umgang damit, sodass auch andere von den Fehlern profitieren können. Denn mit dem Wissen, das wir haben, lassen sich viele weitere Fehler vermeiden, wenn wir dieses in einer positiven Fehlerkultur teilen. Auf diese Weise können Kosten gespart und ein Imageschaden verhindert werden. Psychological safety sollte dabei großgeschrieben werden. Dabei handle es sich um das Verständnis aller im Team, Risiken eingehen zu dürfen, ohne dass eine Ablehnung oder negative Konsequenzen ausgelöst werden. Das ist es, was Stojanovic unter Teamwork versteht.
Eine positive Fehlerkultur bedeute, die Freiheit zu scheitern im Unternehmen zu etablieren und damit den Mitarbeitern/innen die Möglichkeit zu bieten auszuprobieren, zu scheitern, Neues zu erproben, um irgendwann vielleicht etwas Geniales zu erfinden. Sie zeichne sich durch das Fehlen von Verstecken und durch die Möglichkeit, Fehler auszubessern, aus. Im Innovationsprozess zu scheitern, heiße eigentlich nur, dass man mutig war, neues Wissen erlangt hat und näher am Erfolg ist. Als Paradebeispiel dafür nennt Stojanovic Jeff Bezos. „Fehler sind die Mutter der Innovation.“
Dabei ist diese Einstellung nicht nur einem guten Willen geschuldet, sondern ganz und gar nicht uneigennützig. Das Einsparungspotenzial in einem Unternehmen mit etwa 1000 Mitarbeiter, in dem eine positive Fehlerkultur herrscht, liegt nämlich bei etwa 1.000.000 € pro Jahr.
Regeln für eine positive Fehlerkultur
Die goldene Regel, die allen übergeordnet ist, lautet: „Wenn du nichts Konstruktives oder Positives zu sagen hast zu einer Person, die gescheitert ist, dann sag lieber gar nichts.“
Die anderen vier Regeln sind folgende:
- Anerkennung von Mut: Kollegen/innen gegenüber Dankbarkeit zeigen, etwas Neues zu probieren
- Akzeptanz von Fehlern: Kollegen/innen dazu ermutigen, Chancen zu ergreifen und Fehler als wichtige Wissensquelle zu erkennen
- Motivation: eigenes Wissen und Netzwerk zur Verfügung stellen, anstatt nach Gründen zu suchen, wieso ein Projekt scheitern könnte
Unterstützung: Ideen anderer testen und konstruktives Feedback geben
Etablierung einer positiven Fehlerkultur: Framework von Stojanovic
Um eine positive Fehlerkultur zu entwickeln, sei das Mindset zunächst fundamentale Priorität. Es muss sichergestellt werden, dass alle den Vorteil einer konstruktiven Fehlerkultur erkennen. Danach könne man sich dem Toolset zuwenden. Welche Tools kann man anwenden, um die Fehlerkultur auszubauen, welche Maßnahmen kann man setzen? Zuletzt als finale Stufe kann dann die Governance bearbeitet werden. Hier können bspw. auch Belohnungen für das Teilen von Wissen in Betracht gezogen werden, sodass sich Fehler nicht wiederholen.
Fragerunde
- Wie kann ich meinen Chef zur Verbesserung einer Fehlerkultur ansprechen oder dafür gewinnen?
- Am besten spricht man das Thema direkt und offen an und betont dabei die Relevanz und die Vorteile. Man kann sich aber auch zunächst selbst fragen, welche Eigeninitiativen man setzen kann, um die Fehlerkultur zu verbessern. Was kann ich tun? Welche Maßnahmen kann ich setzen, sodass Leute auf mich zukommen, wenn sie Hilfe benötigen? Welchen Beitrag kann ich für eine positive Fehlerkultur leisten? Dabei sei es wichtig, das positive Mindset auch wirklich vorzuleben, anstatt nur Lippenbekenntnisse zu machen. Es gilt zu vermitteln: Ich bin nicht unfehlbar!
- Was sagst du dir selbst, wenn du Fehler machst?
- Schade, dass es nicht funktioniert hat, aber ich habe viele tolle, neue Erfahrungen gemacht. Man muss trotz kurzer Enttäuschung Stolz etablieren, dass man es versucht hat und etwas herausgefunden hat. Wenn etwas nicht funktioniert, hat es einen Grund und diesen gilt es zu eruieren.
- Was raten Sie, wenn Vorgesetzte in rosarote Realitäten abgeglitten sind: alles ist super, es gibt keine Fehler usw.?
- Verbündete im System, sogenannte „failure embassadors“, suchen. Gemeinsam kann man womöglich die Quelle der Probleme finden. Verdrängen ist nie eine gute Option.
- Inwieweit wäre dein Ansatz der gesunden Fehlerkultur auf Bereiche anwendbar, wo Fehler wirklich kritisch sind? Liegen hier Unterschiede?
- Auch hier soll es kein Bestrafungssystem, keine Unterschiede zu anderen Bereichen geben. Die Konsequenzen sind natürlich fataler, aber Fehler passieren dennoch und können dazu genutzt werden, damit sie nicht erneut passieren. In kritischen Bereichen wie in der Medizin oder im Luftverkehr setzt man sich zusammen und analysiert.
- So viele Leute sagen, sie sind Perfektionisten und bauen dann trotzdem Mist. Wie soll man damit umgehen?
- Solche Personen wird es immer geben. Man kann aber versuchen zu vermitteln, dass man keine Perfektion/Unfehlbarkeit sucht, sondern Exzellenz, die nur aufgrund eines Progresses und eines Fortschrittes erreicht werden kann, wozu Fehler notwendig sind.
Die Aufzeichnung des gesamten Vortrags inklusive der Q&A Session steht den Windhund 365 Kunden auf der Eventumgebung 30 Tage lang zur Verfügung.
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