Dr. Sabina Schonert-Hirz

"Dr. Stress"

Sabine Schonert-Hirz ist seit mehr als 20 Jahren unangefochtene Expertin im deutschsprachigen Raum, wenn es darum geht Stress in Balance zu halten. Nicht nur als Ärztin, Unternehmerin und Medienfrau, sondern auch als zweifache Mutter, Tochter pflegebedürftiger Eltern und Ehefrau weiß sie genau, wie Sie im Stress gut überleben.

In diesem Vortrag wird ein besonderer Fokus auf digitale Medien gelegt, die als wesentlicher Bestandteil unserer modernen Arbeitswelt nicht mehr wegzudenken sind. Unsere Präsenz auf Social Media ist sowohl privat als auch oft beruflich intensiver denn je, was Stress auslöst. Wie wir mit diesem „neuen“ Faktor am besten umgehen können und welche Methoden es gibt, um wieder resilienter und fokussierter zu werden, verrät uns Dr. Schonert-Hirz, alias Frau Dr. Stress, im Folgenden.

Was ist Konzentration?

Konzentration ist die Fähigkeit, sowohl eigene Impulse von innen als auch störende Reize von außen mit Anstrengung und willentlich auszublenden. Sie ist eine absolute Superpower, vor allem deshalb, weil wir in einer Wissensgesellschaft leben, in der unser Gehirn als wichtigste Ressource für die Arbeit fungiert. Doch dieses stellt Bedingungen und Voraussetzungen, um eine produktiv Arbeit gewährleisten zu können.

Produktives Arbeiten sollte uns nicht nur am Herzen liegen, damit das Unternehmen, für das wir arbeiten, besonders erfolgreich ist, sondern auch deshalb, weil produktives Arbeiten einen Zustand von Zufriedenheit, ein Flow-Erlebnis und Glücksgefühl auslöst, was wiederum unsere psychische Gesundheit und unser Wohlergehen stärkt. Außerdem ist Konzentration unabdingbar für Kreativität und die Aufnahmefähigkeit.

Dr. Schonert-Hirz nennt noch einen weiteren Faktor, der hohe Konzentration erfordert, aber oftmals in diesem Zusammenhang in Vergessenheit gerät: die Empathie. Weil wir meist mit Menschen zusammenarbeiten, müssen wir uns auf diese einlassen und uns ihnen zuwenden. Empathie und Vertrauensaufbau verhelfen uns daher sowohl in privaten als auch in geschäftlichen Angelegenheiten zu Erfolg. Um empathisch zu agieren, muss man jedoch gegenüber seinem/r Gesprächspartner/in besonders aufmerksam sein.

Wegen all dieser Vorteile, die mit Konzentration einhergehen, lohnt es sich, diese zu trainieren und den Ablenkungen den Kampf anzusagen. Doch warum sind wir überhaupt so anfällig für Ablenkungen?

Digitaler Sog: Warum sind wir von Natur aus so ablenkbar?

Dr. Schonert-Hirz versichert, dass Ablenkung vollkommen normal ist, denn unsere Gehirnprogrammierung fand in der Urwelt statt. Damals musste immer alles erfasst werden, wie etwa Gefahren, günstige Gelegenheiten für Nahrungsbeschaffung etc.

Positive Impulse von außen werden im Gehirn in der Region der Vorfreude verarbeitet und beeinflussen uns. Digitale Medien können uns zwar stören, aber sie versprechen uns auch permanent etwas Positives, neue Informationen, das Gefühl, gebraucht zu werden. Der dadurch ausgelöste positive Stress bringt uns dazu, zu den Geräten zu greifen und uns dadurch entweder selbst zu unterbrechen oder von außen unterbrochen zu werden. Die Produktivität kann nicht mehr gewährleistet werden.

Gott sei Dank verfügen wir aber über eine Kontrollfunktion, die unsere Ängste und Gelüste kontrolliert. Sie wird auch Konzentrationsfähigkeit, digitale Resilienz, Selbstdisziplin oder Impulskontrolle genannt. Doch diese Kontrollfunktion ist erst mit 18-20 Jahren voll ausgereift. Je jünger man ist, desto mehr wird man von Ängsten und Gelüsten getrieben.

Es ist belegt, dass nach 45 Minuten hochfokussierter konzentrierter Tätigkeit eine Pause notwendig ist. Nach dieser Zeitspanne fällt es nämlich sehr schwer, fokussiert zu bleiben. Unsere Ängste und Gelüste übernehmen die Überhand, wenn wir müde sind, und innere Impulse können nicht mehr kontrolliert werden.

Konzentration wirksam erhalten: 3 wirksame Life-Hacks

Um dem entgegenzuwirken, gibt es glücklicherweise einige wirksame Tipps bzw. Methoden zum Training der Konzentration für das Berufsleben.

  1. Der Kontrollfunktion klare Befehle geben und Prioritäten setzen.
    Stichwort: Friss den dicksten Frosch zuerst!
  2. Regelungen für Störungen: Was? Wer? Wann?
    Obwohl wir häufig die Angst verspüren, etwas zu verpassen (die sogenannte fear of missing out), sollten wir unterscheiden, wann etwas wirklich dringend ist und wann nicht. Leider ist das oftmals nicht festgelegt und die Hemmschwelle, andere zu unterbrechen, ist meist gering. In einem Unternehmen und für einen persönlich sollte jedoch geregelt sein,
    - in welchen Fällen wer die Lizenz zu stören hat.
    - was wirklich so wichtig ist, dass man jemanden aus den Flow reißen und stören darf.
    - welcher Kanal benutzt wird und nicht missbraucht werden darf.
  3. Zuerst an den Empfänger denken!
    Der Auftrag bzw. die gestellte Forderung an eine/n Kollegen/in muss deutlich formuliert sein. Am besten schreibt man also in die Betreffzeile folgende Informationen:
    - Aufgabe: Was soll der Empfänger mit der Information tun (Lesen, beantworten, entscheiden, weiterleiten, …)
    - Inhalt der Information
    - Wenn nötig: Deadline: Bis wann soll es erledigt werden / Bis wann wird eine Antwort erwartet.
    Wenn jede/r an sein Gegenüber denkt, wird ein produktiveres, effizientes Arbeiten erleichtert.

Multitasking

Dem Multitasking widmet sich Dr. Schonert-Hirz in ihrem Vortrag besonders. Die meisten würden durch Multitasking bestreben, Zeit zu sparen. Anhand eines kurzen Multitasking-Tests (Alle Zahlen von 1-10 oder alle Buchstaben von A-J aufzuzählen, dauert etwa 1,6 Sek., wohingegen eine Kombination der beiden Kategorien (1-A, 2-B, 3-C, …) über 12 Sek. benötigt) wird jedoch erkenntlich, dass die Absicht nicht erfüllt werden kann, sondern das Gegenteil bezweckt wird. Wer zwei Hasen gleichzeitig jagt, wird keinen fangen!

Durch Multitasking wird etwa 50% mehr an Zeit verbraucht und passieren 50% mehr Fehler. Zudem zieht es folgende Auswirkungen nach sich:

  • Vergesslichkeit
  • Anstieg des Stresslevels
  • Energieverlust durch ständiges Umschalten
  • Verlust der „Denktiefe“
  • Reduktion der Aufmerksamkeitsspanne
  • Konzentrationsstörungen

Dr. Schonert-Hirz empfiehlt als Konzentrationstraining die Pomodoro-Technik. Dabei soll man sich 15 Minuten feste Konzentration für eine Aufgabe nehmen, bei der man für gewöhnlich unkonzentriert ist. Der Entschluss des Vorhabens soll laut ausgesprochen werden. Der Erfolg ist durch die Arbeit mit Vorfreude und schrittweiser Belohnung garantiert. Die Funktionsweise ist ähnlich wie beim Intervalltraining beim Sport, wobei man kurz durchhalten muss, um dann als Belohnung wieder eine Pause einlegen zu dürfen. Die größte Belohnung findet sich natürlich am Ende, wenn die Aufgabe gänzlich erledigt ist. Durch regelmäßige Wiederholung binnen 3-4 Wochen zeigt sich eine deutliche Effizienz. Die Pause nach getaner Arbeit ist das Endziel, aber wie gestaltet man diese am besten?

Warum sind effiziente Pausen so wichtig?

Die meisten Menschen greifen zu ihrem Handy oder einem anderen digitalen Medium, sobald sie 10 Minuten nichts zu tun haben.

Wenn wir, die den ganzen Tag mit dem Gehirn arbeiten, jedoch das Handy in unseren Pausen zur Hand nehmen, Informationen rezipieren, verarbeiten und generieren, wäre die Analogie dazu, dass ein Bauarbeiter, der sich den ganzen Tag körperlich betätigt, in der Pause ins Fitnessstudio geht, anstatt seinem Körper Ruhe zu gönnen. Effiziente Pausen für unser Gehirn sind aber äußerst wichtig. Es gibt zwei Möglichkeiten einer effizienten Pause:

  1. Outdoor-Aktivitäten: 10 Minuten in der frischen Luft zu spazieren, bringt folgende Vorteile:
    - Grün beruhigt die Gefühle und erzeugt Sicherheit
    - Bewegung lässt den Stress abklingen
    - Bewegung setzt Hirnbotenstoffe frei
    - Bäume setzen immunstärkende Stoffe frei
    - Erholung für die Augen
    - Arbeitsgedächtnis und Konzentrationsfähigkeit werden gestärkt
     
  2. Entspannung: ein Power-Nap oder kleinere Entspannungsübungen zwischen 4 und 20 Minuten bringen folgende Vorteile:
    - verbesserte Konzentrationsfähigkeit
    - Stärkung des Gedächtnisses  effizienteres Arbeiten und Lernen
    - Stressabbau
    - Kompensation des Nachtschlafs

Bei der nächsten Mittagspause sollten wir uns darauf besinnen und unserem Gehirn eine Pause gönnen. Natürlich ist das aber einfacher gesagt als getan, denn unser Smartphone erscheint allgegenwärtig. Wie kann man dessen Präsent reduzieren?

6 Inspirationen für einen gesunden Umgang mit dem Smartphone

Meistens nutzen wir unser Smartphone im Bett am intensivsten, denn abends sind wir müde, weshalb unsere Kontrollfunktion nur noch wenig Einfluss auf uns ausüben kann und wir wenig bis gar nicht diszipliniert sind. Daher sollte man das Handy aus einigen Bereichen schlichtweg verbannen, vor allem aus folgenden:

  1. im Bett: wir benötigen die Erholung; die Zeit sollte man lieber in einen längeren Schlaf investieren
  2. bei Tisch: Essen ist eine soziale Aktivität und wir sollten es bewusst tun
  3. bei intimen Momenten
  4. am WC: der Organismus möchte auf den Parasympathikus schalten, um in die Entspannung zu gehen. Durch die Smartphone-Nutzung wird jedoch Stress durch den Sympathikus ausgelöst, was bei anfälligen Personen zu Problemen führen kann
  5. beim Autofahren: sehr gefährlich!
  6. bei Gesprächen: als Analogie stelle man sich vor, es würde eine/r in einem Gespräch beginnen, ein Buch zu lesen und in seine eigene Welt einzutauchen. Jede/r würde das für unerhört erachten. Was wir bei analogen Medien nicht tolerieren würden, sollten wir auch bei digitalen nicht. Vor allem, weil dieses Verhalten für unsere seelische Gesundheit ein Desaster ist, denn dadurch verlieren wir das Vertrauen in die menschliche Zuwendung. Unser Urvertrauen, das wir einander gegenüber haben, wird zerstört, weil wir mit jedem Mal „Handy-Schauen“ unseres Gesprächspartners/in eine kleine Zurückweisung erfahren. Die Zuverlässigkeit menschlicher Bindungen ist aber unsere wichtigste Ressource.

Alternativen zur übermäßigen Smartphone-Nutzung

Statt der regelmäßigen Smartphone-Nutzung sollten wir uns zum Stressabbau lieber darum bemühen, Oxytocin freizusetzen, das sogenannte Kuschel-, Bindungs- bzw. Liebeshormon. Es nimmt uns Stress, Angst und Unsicherheit und stärkt im Gegenzug unser Wohlbefinden. Umso erfreulicher ist die Vielzahl an Möglichkeiten, dieses Hormon auszuschütten, nämlich nicht nur durch jegliche Art angenehm empfundenen Körperkontakts (Kuscheln, Massage, …), sondern auch durch Gespräche, Kontakt zu Haustieren oder gemeinschaftliche Aktivitäten.

Außerdem sollten wir alles bewusst tun, vom Spüren der Sonne, über Essen bis zum gemeinsamen Kontakt. Denn das Bewusstsein geht mit der Konzentration einher. Bewusstes Genießen ist das schönste Konzentrationstraining und baut obendrein noch Stress ab. Indem wir unsere Konzentration trainieren, erweitern wir unsere Achtsamkeit und damit unsere Resilienz. Alle Genussmomente sollen auch wirklich genossen (was der Name impliziert) und bewusst wahrgenommen werden. Da gibt es vermutlich unangenehmere Trainingsmethoden.

Die Aufzeichnung des gesamten Vortrags inklusive der Q&A Session steht den Windhund 365 Kunden auf der Eventumgebung 30 Tage lang zur Verfügung.

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