
Eva Schulte-Austum - Erfolgsfaktor Vertrauen

Eva Schulte-Austum
Vertrauensexpertin und Wirtschaftspsychologin
Eva Schulte-Austum ist studierte Wirtschaftspsychologin, zertifizierter Business Coach und Vertrauensexpertin aus Leidenschaft. Seit mehr als 15 Jahren begleitet die zertifizierte Organisationsberaterin Menschen in Unternehmen auf ihrem Weg zu einem erfolgreichen Miteinander.
Sie ist gefragte Expertin im Fernsehen, Radio, Zeitungen und Zeitschriften. Bei SAT.1 steht sie regelmäßig als TV-Psychologin vor der Kamera.
Wie Sie Menschen gewinnen, Mitarbeiter binden und Kunden begeistern
Vertrauen ist der Erfolgsfaktor schlechthin. Vertrauen macht souverän, erzeugt Handlungssicherheit und fördert Kreativität und Innovation. Gerade diese Kompetenzen sind es, die wir aktuell und zukünftig brauchen, um im Dschungel aus steigenden Anforderungen, dynamischen Veränderungen und wachsendem Zeitdruck erfolgreich zu sein.
Im Vortrag erfahren wir, woran man erkennt, wem man wirklich vertrauen kann. Mit diesem Wissen meisterst du den Alltag und berufliche Herausforderungen erfolgreicher und entspannter. Denn Vertrauen ist die Währung der Zukunft.
Superkraft Vertrauen
Da wo Vertrauen herrscht, müssen wir nicht wirklich nachdenken – das spart Zeit, Nerven und am Ende auch Geld. Da wo wir misstrauen, kontrollieren und dokumentieren wir, auch bei Dingen, die bereits besprochen wurden. In Zeiten wie diesen ist es aber wichtig, sich auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren. Eine Vertrauenskultur ist dafür sehr förderlich.

Vertrauen und Gesundheit
Wir befinden uns in einer der größten Epidemien aller Zeiten. Es geht um eine Krankheit, die für Herz-Kreislauferkrankungen und Demenz verantwortlich ist, die gefährlicher ist als Rauchen und Übergewicht zusammen – Einsamkeit. Einsamkeit belastet das Gesundheitssystem als Auslöser vieler Krankheiten. Die gute Nachricht: Vertrauen ist ein Gegenmittel dieser „Krankheit“. Wenn wir uns sicher und geborgen fühlen, können wir unsere Energien und Ressourcen für das aufsparen, was wirklich wichtig ist. Vertrauen macht gesund, glücklich und verlängert das Leben.
Was kann ich für eine gute Beziehung tun?
Gute, stabile und vertrauensvolle Beziehungen funktionieren weltweit und universal auf dieselbe Weise. Der Mechanismus des Vertrauens ist international.
Der Aufbau guter sozialer Beziehungen ist ein bisschen vergleichbar mit körperlichem Training. Wenn wir einmal im Jahr im Fitnessstudio trainieren, sei es auch stundenlang, so ist der Effekt trotzdem unwesentlich. Und so ist es auch mit Beziehungen. Denn es kommt darauf an, was wir alltäglich tun. Es geht um die vielen kleinen Momente. Alles, was wir tun, wirkt sich positiv oder negativ auf unsere Beziehungen aus.
Faktor Zeit
Zeit hat man nicht, sondern nimmt man sich für das, was einem wichtig ist. „Ich habe keine Zeit“ bedeutet eigentlich „Etwas anderes ist mir wichtiger“. Wo sind wir aber bereit, eigene Interessen hintanzustellen, um uns Zeit für andere zu nehmen? Wenn wir jeden Tag eine Kleinigkeit tun, um in eine Beziehung zu investieren, wird sich diese von Tag zu Tag verbessern. Wenn man seine Mitmenschen unterstützt, dann sind auch sie gerne dazu bereit, diese Unterstützung zurückzugeben.
Vertrauen vs. Misstrauen
Wie kann es gelingen, wieder Vertrauen zu schenken, wenn man schwer enttäuscht und verletzt wurde?
Dazu eine Geschichte eines Mönchs: Jeder Mensch trägt zwei Wölfe in sich. Einer heißt Vertrauen, der andere Misstrauen und sie kämpfen miteinander. Dabei gewinnt immer der Wolf, den man füttert. Unser Gehirn ist sehr gut darin, Verletzung und Enttäuschung zu erinnern, wohingegen der Fokus auf den positiven Momenten liegen sollte, in denen jemand unsere Erwartungen übertroffen hat und uns besonders gut behandelt hat.
Hilfreich zu wissen ist auch, dass Misstrauen uns nicht vor schlechten Erfahrungen schützt. Im Gegenteil: Misstrauen macht schlechte Erfahrungen erst recht wahrscheinlich. Und das ist auf den Golem-Effekt zurückzuführen, welcher besagt: Wenn wir davon ausgehen, dass Menschen uns schlecht behandeln, uns betrügen, respektlos sind und Versprechen nicht halten, werden wir über kurz oder lang genau mit solchen Menschen zu tun haben. Wenn wir aber davon ausgehen, dass Menschen willig sind, uns zu unterstützen, uns wertschätzen, klug und engagiert sind, werden wir über kurz oder lang genau auf diese Menschen treffen. Mit unseren Gedanken über Menschen haben wir also ein Stück weit Kontrolle über unsere Beziehungen.
Faktoren des Vertrauens
Es gibt neun Faktoren, die uns zeigen, wem wir vertrauen können, und uns auch helfen, das Vertrauen anderer zu gewinnen. Denn Vertrauen ist reziprok.
Verschwiegenheit. Personen, die über andere schimpfen, möchte man selbst wohl eher keine persönlichen Dinge anvertrauen. Wenn jemand unverfroren über andere tratscht, stellt man sich die Frage, ob sie auch über einen selbst in eigener Abwesenheit so reden.
Man vertraut Personen, wenn sie verschwiegen sind, wenn sie Dinge, die man ihnen anvertraut hat, für sich behalten. Denn obwohl wir alle tratschen, das menschlich ist und sogar Nähe schaffen kann, ist diese Nähe eine trügerische. Denn sobald sich die beiden Parteien wieder trennen, fühlt man eher Distanz. Es gibt aber tatsächlich eine Form von Tratsch, die Vertrauen stiftet und Beziehungen stärkt – positiver Tratsch: wenn wir nämlich über das reden, was wir an anderen respektieren und schätzen. Dieser Tratsch stärkt nicht nur die Beziehung zu der Person, mit der wir tratschen, sondern auch zu allen anderen Personen, die davon hören. Denn Menschen, die gut über andere reden, werden intuitiv drei Eigenschaften zugeschrieben: Intelligenz, Sympathie und Vertrauenswürdigkeit.
Ehrlichkeit. Ehrlichkeit ist die häufigste Antwort auf die Frage, was es für Vertrauen braucht. Ehrlichkeit ist, auch dann die Wahrheit zu sagen, wenn es schwerfällt. Doch es gibt vier Vertrauensfallen, in die man tappen kann.
1. Lügen: Die erste Falle ist Lügen, denn „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, auch wenn er die Wahrheit spricht.“
2. Täuschen: Die zweite Falle ist das Täuschen. Während jemand, der lügt, eine Geschichte erzählt, die vollkommen falsch und nie geschehen ist, erzählt jemand, der täuscht, eine Geschichte, die teilweise wahr ist, lässt jedoch wichtige Details aus.
3. Dramatisieren: Wenn jemand bereits bei unwichtigen Dingen dramatisiert, wird zweifelhaft, ob man ihm bei wesentlichen Dingen vertrauen sollte. Oft ist Dramatisieren eine Form davon, Aufmerksamkeit zu bekommen, doch erzeugt es oft unnötige Aufregung.
4. Runterspielen: Wenn jemand anderen die eigene Wahrnehmung abspricht und bspw. Sorgen anderer nicht wahrnimmt, ist das äußerst schädlich für Vertrauen. Denn das Gegenüber fühlt sich nicht ernstgenommen.
Ehrlich zu sein, ist also gar nicht so einfach, doch es lohnt sich!
Respekt. Vertrauen wird geschenkt, wenn man respektvoll ist sowie die eigenen als auch die Grenzen des anderen kennt und respektiert. Es sollte keine Grenzüberschreitung geben und ein „Nein“ sollte akzeptiert werden. Momente, in denen Grenzen überschritten werden, führen zu einem Vertrauensbruch. Daher sollte man immer zunächst fragen, ob etwas für jemanden ok ist, wenn man sich nicht sicher ist.
Schweden dient als Vorbild für Beziehungen auf Augenhöhe, denn es gibt eine soziale Norm: niemand ist besser, niemand ist schlechter als der andere. Akademische Titel sind von keiner Bedeutung.
Unterstützung. Wenn wir uns in Momenten, in denen wir selbst überfordert sind, dennoch zurücknehmen und für andere da sind, schafft das hohes Vertrauen. Denn wir zeigen anderen damit, dass uns ihr Wohlbefinden ehrlich am Herzen liegt.
Die Forschung zeigt, dass Personen, die sich ehrenamtlich engagieren, tatsächlich glücklicher sind und eine höhere Lebenszufriedenheit aufweisen.
Neutralität. Die einfachste Form, Vertrauen zu gewinnen, ist Vertrauen zu schenken. Und das gelingt, indem wir vorurteilsfrei sind. Wir sollten uns selbst die Frage stellen, ob wir uns auf das konzentrieren sollten, was uns trennt oder auf das, was uns verbindet.

3 Fragen
Ob Menschen uns Vertrauen schenken oder nicht, hängt meist von folgenden drei Fragen ab.
- Kompetenz: Verfügt die Person über das Wissen, die Erfahrung und die Fähigkeiten, um mir zu helfen?
- Positive Absicht: Ist die Person wohlwollend und respektvoll? Ist die Person bereit, andere zu unterstützen, auch wenn sie selbst gerade viel um die Ohren hat?
- Integrität: Werden Versprechen eingehalten? Folgen den Worten auch Taten?
Taten sprechen lauter als Worte - Ausschnitt aus dem Poetry Slam
Taten sprechen lauter als Worte. Taten machen aus Worten Realität und Taten sind das, was am Ende zählt. Taten sind mächtig und du hast die Macht, deswegen bedenke deine Taten mit Bedacht! Taten können Vertrauen schaffen und so Beziehungen wachsen lassen.

FAQ - Eure Fragen
Wie begegnet man einer Person, die gerade massiv das Vertrauen missbraucht hat?
Ich würde mir immer erst die Frage stellen, ob die Person es mit Absicht getan hat oder es sich auch um ein Versehen handeln könnte. Bsp.: jemand erzählt etwas weiter, was im Vertrauen kommuniziert wurde; War es absichtlich, um eine gute Story zu liefern oder ist es der Person eher rausgerutscht? Diese Unterscheidung ist wesentlich, denn wir wissen aus der Forschung, dass Vertrauensbrüche, die auf mangelnde Integrität oder mangelnde Absicht zurückzuführen sind, in der Regel schwerer wiegen. Zudem würde ich mich fragen, ob dem Gegenüber überhaupt bewusst ist, wie sehr das Vertrauen missbraucht wurde und der Person entsprechend gegenübertreten. Für die Zukunft kann man überlegen, ob man bereit ist, der Person nochmal Vertrauen zu schenken und wenn ja, sollten klare Regeln vereinbart werden.
Häufig wenn wir enttäuscht oder verletzt werden, springt unser Kopfkino an und wir erzählen uns selbst eine Geschichte. Das Beste, was wir dann tun können, ist die Person direkt anzusprechen und dazu zu befragen.
Gibt es auch das Gegenteil vom Golem-Effekt (niedrige Erwartungen an eine Person werden Realität)?
Ja, das gibt es. Der Golem-Effekt ist ja die negative Form der selbsterfüllenden Prophezeiung. Beim Golem-Effekt bewirken die Gedanken, dass Menschen faul, unzuverlässig usw. sind, dass sie sich tatsächlich entsprechend verhalten werden. Die positive Form davon ist der Pygmalion-Effekt. Er besagt, dass, wenn wir davon ausgehen, dass Menschen ehrlich und zuverlässig sind, wir langfristig auch von genau solchen Menschen umgeben sein werden. Wir können es also ein Stück weit selbst kontrollieren.
Inwieweit ist Vertrauen ein Spiegel unseres eigenen Selbstvertrauens und unserer Fähigkeit, Verletzlichkeit zu akzeptieren?
Wir wissen aus der Forschung, dass es uns leichter fällt, anderen Menschen zu vertrauen, wenn wir ein gutes, stabiles Selbstvertrauen haben. Wenn wir uns selbst und unseren Fähigkeiten vertrauen und glauben, mit Situationen umgehen zu können, sehen wir uns eher in der Lage, Herausforderungen auch allein meistern zu können. Daher fällt es auch leichter, anderen Vertrauen zu schenken, weil die Angst, Verletzlichkeit zu zeigen, nicht mehr ganz so groß ist.
Vertrauen ist per se eine Entscheidung in unsicheren Situationen. Vertrauen hat immer etwas mit Unsicherheit, Verletzlichkeit und Risiko zu tun. Wer vertraut, kann verletzt werden, doch wer nicht vertraut, verletzt sich selbst, weil er auf jede Chance echter Nähe und Beziehung verzichtet. Sich vulnerabel zu zeigen, impliziert irgendwo auch Stärke.
Kann Vertrauen existieren, ohne dass vollständige Transparenz und Sicherheit gegeben ist oder entsteht es genau in der Intransparenz und Unsicherheit?
Vollständige Transparenz gibt es in der Regel nicht. Wir wissen aus der Forschung, dass Kontrolle und Transparenz zudem ziemlich teuer für Unternehmen sind. Bis zu einem gewissen Grad fördert Transparenz Vertrauen. Doch da, wo man das Gefühl hat, kontrolliert zu werden, fühlt man sich nicht gut. Zu viel Kontrolle führt nicht zu mehr Ehrlichkeit, sondern zu weniger. Der Hintergrund: Durch erhöhte Kontrolle werden erst recht andere Wege gefunden, die Kontrolle zu umgehen und das Vertrauen zu missbrauchen – auch das ist der Golem-Effekt. Maximale Kontrolle und Transparenz kosten sehr viel Zeit, Energie und Nerven.
Ist Vertrauen eigentlich eher Bauch- oder Kopfsache?
Grundsätzlich haben wir glaube ich alle eine Art Bauchgefühl. Das kann man auch Intuition nennen und das ist eigentlich nichts Übernatürliches, sondern einfach unsere kumulierten Erfahrungen über die Zeit, auf die wir binnen Millisekunden zugreifen können. Doch unser Gehirn sorgt dafür, dass Enttäuschung und negative Erfahrungen besonders gut abgespeichert werden, sodass diese sich auch besonders stark auf unsere Intuition auswirken. Die Intuition von Personen, die häufig enttäuscht und verletzt wurden, ist dann natürlich auch oft skeptischer als es eigentlich notwendig wäre. Ein Tipp an Menschen, die im Moment vielleicht eher misstrauisch sind: Wenn Menschen einen Großteil der heute besprochenen Faktoren erfüllen, dann tun wir gut daran, ihnen auch wirklich Vertrauen zu schenken.
Die Aufzeichnung des gesamten Vortrags inklusive der Q&A Session steht den bei Windhund 365 teilnehmenden Unternehmen auf der Eventumgebung 40 Tage lang zur Verfügung.

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