Präsentismus – Zusammenhang mit dem BGM
Krank zur Arbeit gegangen – die meisten haben es schon gemacht. Dieses Verhalten wird als Präsentismus bezeichnet.
Die Zahlen dazu sind erschreckend: Eine Studie der Universität St. Gallen aus dem Jahr 2017 zeigt, dass knapp 70 Prozent der Befragten im letzten Jahr mindestens einmal krank in der Arbeit erschienen sind. Häufig wird im Rahmen dieses Druckes auch entgegen ärztlicher Empfehlungen gehandelt und das Wochenende oder der Urlaub zum Kurieren genutzt.
Für Unternehmen kann für dieses Thema das Sinnbild des Eisbergs verwendet werden. Die Arbeitsunfähigkeitstage, häufig auch als Absentismus bezeichnet, sind nur die Spitze des Eisberges. Präsentismus hingegen ist der ganze verborgene Teil des Eisberges, welcher aber wesentlich mehr Kosten verursacht und schwieriger zu bekämpfen ist.
Wie und warum entsteht Präsentismus?
Die Ausprägung des Präsentismus hängt stark mit den individuellen Arbeitsbedingungen zusammen. Zu den wichtigsten Faktoren gehören dabei die Jobsicherheit, das Verhältnis zum Vorgesetzten und den Arbeitskollegen, das Führungsverhalten und die Unternehmenskultur.
Die Studie der Universität St. Gallen hat im Jahr 2017 außerdem näher untersucht, was die häufigsten Gründe für den Präsentismus sind. Hier dieTop-3 Gründe:
Insgesamt kam die Studie zu folgenden Ergebnissen:
- Pflichtgefühl (65%)
- Rücksichtnahme auf Kollegen (50%)
- Arbeit kann niemand anderes erledigen (28%)
- Zu viel Arbeit (21%)
- Angst vor negativen Konsequenzen (16%)
- Jobsicherheit (14%)
- Zeitdruck (13%)
- Schon zu viele Fehltage (6%)
Was kann man dagegen tun?
Verschiedene Studien zeigen, dass Beschäftigte mit einem hohen Gesundheitsbewusstsein wesentlich resistenter gegenüber Präsentismus sind. Dies zeigt die Bedeutung des Gesundheitsmanagements in Unternehmen. Die Verringerung des Präsentismus kann somit als Aufgabe des Betrieblichen Gesundheitsmanagements betrachtet werden.
Grundsätzlich verhelfen alle Maßnahmen des BGM zu einer Steigerung des Gesundheitsbewusstseins der Mitarbeiter*innen. Wesentlich für die Verringerung des Präsentismus ist auch eine Anpassung der Unternehmenskultur und dem Führungsverhalten hin zu mehr Verständnis und der Priorität Gesundheit.
Konkret sollten Maßnahmen getroffen werden, die die oben genannten Gründe des Präsentismus entgegenwirken. Das könnten sein:
- Thema Präsentismus offen ansprechen und Workshops dazu veranstalten
- An der Unternehmenskultur arbeiten
- Risikopersonen identifizieren und persönliche Gespräche führen
- Workshops, um die Beschäftigten generell zum Thema Gesundheit zu sensibilisieren
- Druck und Stress verringern durch besseres Projektmanagement
- Die Möglichkeit bei leichten Krankheitssymptomen Homeoffice zu machen
Erfolg gegen den Präsentismus ist eine Steigerung der AU-Tage
Arbeitsunfähigkeitstage sind eine bedeutende Kennzahl im Betrieblichen Gesundheitsmanagement. Häufig wird der Erfolg der BGM Maßnahmen an der Reduzierung des Krankenstandes gemessen.
Doch ganz so einfach ist es nicht.
Fokussiert man sich im Betrieblichen Gesundheitsmanagement auch auf die Reduzierung des Präsentismus, muss damit gerechnet werden, dass die Arbeitsunfähigkeitstage zuerst steigen werden. Und das ist auch ganz logisch, denn die Beschäftigten werden dazu ermutigt auf ihre Gesundheit zu achten und bleiben daher auch tatsächlich zuhause, wenn sie sich krank fühlen.
Wesentlich für das Erreichen dieses Erfolges sind die Führungskräfte und die BGM-Verantwortlichen. Diese sollten sich nicht von den steigenden AU-Tagen abschrecken lassen, sondern diese als erste Erfolge bezüglich der Verringerung des Präsentismus wahrnehmen.
Auch die aktuelle #whatsnext-Studie 2020 der Techniker Krankenkasse, dem Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung und der Haufe-Group verdeutlicht die Bedeutung von einem gesunden und unterstützenden Führungsstil. Darin wird konkret die Empfehlung gegeben, sich diesbezüglich weiterzubilden.
Zusammengefasst
Präsentismus bezeichnet das Verhalten von Beschäftigten, krank in der Arbeit zu erscheinen. Für Unternehmen entstehen dabei hohe Kosten, da die Mitarbeiter*innen in diesem Fall weniger produktiv sind und durch das Verschleppen der Krankheit häufig auch längere Zeit ausfallen. Gründe für dieses Verhalten sind hoher Druck, Angst um die Jobsicherheit und die Unternehmenskultur.
Maßnahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements verhelfen zu einer Steigerung des Gesundheitsbewusstseins, was wesentlich für die Reduzierung des Präsentismus ist. Den Gründen für Präsentismus sollte mit konkreten Gesprächen und Workshops entgegengewirkt werden.
Wichtig für alle Führungskräfte und BGM-Verantwortlichen: AU-Tage werden in der ersten Zeit steigen. Erst langfristig werden diese wieder sinken. Dennoch ist die Reduzierung des Präsentismus sehr bedeutend und wir empfehlen, unbedingt Maßnahmen in diese Richtung durchzuführen.
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