Holly Wilkinson

Holly Wilkinson ist Ernährungswissenschaftlerin und setzt seit rund 10 Jahren ihre Fähigkeiten in der Personenberatung als Coach ein. Ihre Schwerpunkte beziehen sich auf ernährungspsychologische Aspekte, Gewichtsmanagement, Sporternährung, Frauengesundheit und die Macht der achtsamen Routinen.
Seit 2022 dreht sie das neue Erfolgsformat „So lebt sich’s leichter” als Host für PULS4, bei dem sie Menschen im Alltag dabei begleitet, ihren Lebensstil und ihre Ernährung nachhaltig und personalisiert umzustellen. 

Was bedeutet Selbstbewusstsein?

Selbstbewusstsein bildet die Basis dafür, Entscheidungen für einen selbst zu treffen und damit die Gesundheit in die eigene Hand zu nehmen.

Das Problem

Extremer Leistungsdruck, Karriere, Familie, Haushalt, … begleiten und tagtäglich und führen zu einem sogenannten „mental load“, sodass kaum noch Kraft und Kapazität für sinnvolle und achtsame Entscheidungen verbleibt. Als Folgeerscheinung tun wir oft Dinge, die uns nur kurzfristig guttun, wie etwa abends die Sportsession ausfallen zu lassen oder ungesundes, hoch verarbeitetes Essen zu uns zu nehmen.

Ein Thema, welches damit einhergeht, ist die gesellschaftliche Erwartungshaltung. In einem Wettkampf der Produktivität scheint sich in den Köpfen manifestiert zu haben: Je mehr und länger man arbeitet, desto besser ist man. Dieser Anspruch, dem man häufig nicht gerecht werden kann, erzeugt Stress. Die Folgen für unsere Ernährung sind eine schlechtere Verdauung sowie weniger Gespür und Intuition für Hunger und Sättigung.

Ein dritter problematischer Punkt ist der unterschwellige Vergleich mit anderen, der vor allem durch Social Media befeuert wird. Durch Abnehm-Programme, Diäten und Co etablieren wir zahlreiche Glaubenssätze und Zwangsgedanken rund um die Ernährung. Und gerade hierzu muss erwähnt werden, dass der globale Markt für Gewichtsmanagement mit Unzufriedenheiten hinsichtlich der eigenen Ernährung ein gutes Geschäft macht.

Tatsächlich wird der Wert allein in den USA auf 90 Mrd. US Dollar, global sogar auf 415 Mrd. US Dollar geschätzt. Die persönliche Unzufriedenheit wird von Pharmaunternehmen, Coaches usw. schamlos ausgenützt. Es ist wichtig, in einem Moment der Verzweiflung nicht in eine Falle zu tappen.

Die Mission

Die Bereitschaft zur Veränderung und die Offenheit für neue Impulse ist essenziell und wesentlich! Für andauernde Ergebnisse braucht es jedoch auch Achtsamkeit, Geduld und Eigenverantwortung. Holly Wilkinson nennt 5 wichtige Punkte, die für einen Wandel der Gesundheits-Gewohnheiten hilfreich sind.

  • Bedürfnisse kennen. Wilkinson rät, ein Tagebuch zu führen. In diesem sollen Kalorien und Nährstoffe allerdings keinen Platz finden, sondern viel mehr das persönliche Befinden. Fragen wie „Hatte ich heute Energie?“, „Was hat mir Energie gebracht und was hat mir welche gekostet?“ können, wenn sie über mehrere Wochen bzw. Monate reflektiert werden, einen Einblick gewähren, welche Lebensmittel, Ernährungsformen und Sportroutinen einem guttun.
  • Erwartungen anpassen. Obgleich die anfängliche Motivation oft groß ist, erneuert sie sich nicht einfach über Nacht von Neuem. Daher empfiehlt es sich, die Erwartungen anzupassen und Ziele heruntersetzen, um diese dann auch wirklich erreichen und Erfolge verzeichnen zu können. Allgemein sollte man nicht ZU streng zu sich selbst sein, sondern kleinere Schritte für einen langfristigeren Prozess planen.
  • Opferrolle ablegen. Was zunächst hart klingt, ist eigentlich ein Plädoyer für mehr Selbstfürsorge. Anstatt unbewusst Ausreden zu finden, dass wir aufgrund anderer Verpflichtungen keine Zeit für Ernährung oder Sport hätten, sollten wir mehr auf uns selbst schauen und Zeit für diese Dinge, die unser Leben maßgeblich beeinflussen, nehmen. Vieles ist eine Frage der Priorisierung und man sollte sich selbst immer an erste Stelle setzen. Auf Basis der eigenen Bedürfnisse kann man dann entscheiden, zu welchen Aufgaben man Ja, zu welchen man Nein sagt. 
  • Geduld und Ausdauer mitbringen. Wir wollen immer alles sofort. Doch Gewohnheiten müssen erst mal eingewöhnt werden. So wie wir von Kindern nicht erwarten, dass sie etwas auf Anhieb können, so müssen wir auch mit uns selbst geduldig sein und beharrlich das umsetzen, was wir uns vorgenommen haben. Auch wenn uns manchmal nicht alles perfekt gelingt, so müssen wir eine gewisse Konstanz halten.
  • Langfristige Umstellung. Man sollte sich überlegen, ob man eine aktuelle Ernährungsweise über Jahrzehnte hinweg durchhalten kann. Wird zu sehr mit Verzicht gearbeitet, ist dies meist nicht der Fall und daher kontraproduktiv. Ernährungsweisen dürfen durchaus herausfordernd sein, aber nicht so, dass wir keine Freude mehr empfinden und wissen, dass wir sie nicht lange fortführen können.

Zu guter Letzt appelliert Holly Wilkinson allgemein, die Ursachen zu ergründen, die hinter dem eigenen Essverhalten stecken. Leider man bspw. unter emotionalem Essen, werden Diäten nichts nützen. Außerdem sollte man reflektieren, welche Medien-Inhalte einem guttun und welche nicht und Letztere entsprechend nicht mehr zu konsumieren.
 

Die Herausforderung

TV-Sendungen, Dokumentationen, Berichte. Beinahe täglich werden wir von einer Informationsflut rund um das Thema Ernährung überschwemmt. Dabei kursieren sehr viele, einander widersprechende Ratschläge. Es braucht viel Eigenverantwortung, Geduld und Reflexionsvermögen, um in diesem Bereich Orientierung zu finden.

Die Lösung

Für die „Lösung“ gibt es im Wesentlichen wiederum 5 Elemente.


1. Eat real food.

  • Kaloriendichte < Verarbeitungsgrad: Lebensmittel sollten nicht nach Fetten, Kohlenhydraten oder Kalorien, sondern nach ihrem Verarbeitungsgrad bewertet werden. Wir können bei der nächsten Mahlzeit also hinterfragen, ob es diese Lebensmittel auch vor 100 Jahren gegeben hat, ob man sie selbst herstellen könnte oder ob deren Produktion viele Verarbeitungsschritte erfordert.
     
  • Ablenkungen bei Ernährung vermeiden: Wenn gegessen wird, wird gegessen! In der Zeit, die einem zu Verfügung steht, sollte man so langsam und bewusst wie möglich essen. Indem man innehält und in sich hineinspürt, ob man noch Hunger hat und das Essen einem Energie liefert, kann ein besseres Körperbewusstsein geschaffen werden.
     
  • Mehr vom Richtigen: Gemäß der 80:20-Regel sollten 80% unserer Mahlzeiten nährstoffreich sein, während die restlichen 20% Genussmittel sein dürfen. Diese sollten dann aber auch bewusst konsumiert und nicht als „schlecht“ deklariert werden.
     
  • Tellermodell: Bei der Gestaltung unserer Mahlzeiten sollte der Fokus auf Farbe und Eiweißquellen gerichtet sein und der Verarbeitungsgrad hinterfragt werden, denn naturbelassene Produkte sättigen besser und sorgen für ein besseres Körpergefühl.
     
  • Achtsamkeit  Portionskontrolle: Mahlzeiten sollten an den Tag und das individuelle Körpergefühl angepasst werden. Bei einer intensiven Sporteinheit bspw. empfiehlt es sich, mehr Eiweiße einzubauen.

 

2. Honor real rhythms – ehre deinen Biorhythmus.

  • Tageslicht als Wegweiser: Wenn die Sonne am Himmel steht, ist auch unser Kreislauf und Stoffwechsel am aktivsten, wenn sie untergeht, weniger. Dieses Wissen sollten wir uns zunutze machen und unsere Essensgewohnheiten daran orientieren.
     
  • Morgensonne für einen guten Schlaf: Die Kraft der Morgensonne wird häufig unterschätzt. Bereits 5 Minuten, die wir draußen verbringen und in denen wir das morgendliche Licht aufnehmen, haben einen positiven Einfluss auf den Schlaf am folgenden Abend.
     
  • Zyklusphasen als Frau respektieren: Es gibt vier verschiedene Zyklusphasen. Dass Frauen in der zweiten Zyklushälfte mehr Hunger verspüren, ist biologisch absolut normal! Indem Zwischenmahlzeiten eingebaut werden, können potentielle Heißhungerattacken vermieden werden. Auch die Intensität von sportlichen Trainings sollte an die jeweilige Zyklusphase angepasst werden.
     
  • Saisonal leben: Im Sommer benötigen wir mehr leichte, flüssige und kühle Lebensmittel wie etwa Obst und Joghurt, im Winter brauchen wir hingegen eher erdige und wärmende Speisen wie z.B. Kartoffeln.
     
  • Organuhr respektieren: Unser Schlaf wird davon beeinflusst, wie spät wir essen oder trinken. Zwei bis drei Stunden vor dem Schlafen sollte man nicht mehr allzu große Portionen zu sich nehmen. Durch einen erholsamen Schlaf fühlt man sich morgens wohler und dadurch gelingt einem eine bewusste Ernährung tagsüber wiederum besser.


3. Do real things – entzücke dein inneres Kind.

  • Hobbys: Was hat dich als Kind glücklich gemacht? Gehe diesen Tätigkeiten, die du als Erwachsener vielleicht als unproduktiv oder unnötig erachtest, wieder nach!
     
  • Stärken aufleben lassen: In unserer Gesellschaft geht es immer darum, Schwächen auszumerzen. Stattdessen soll das betont werden, worin man gut ist – für ein besseres Mindset, für bessere Ernährungsweisen und Trainingsleistungen!
     
  • Stressmanagement: Setze deine Atmung bewusst ein, um Stress zu reduzieren (Ein- und Ausatmung nur durch die Nase). Tanze ausgelassen, um negative Energie abzuschütteln! Kinder machen das intuitiv andauernd.
     
  • Verwende deine Hände wieder öfter: Finger sind die Verlängerung des Gehirns. Manuelle Arbeit wirkt positiv auf das Nervensystem.


4. Move your body daily – Bewegung ist Leben.

  • Blutzucker: Tägliche Bewegung ist wichtig. Durch sie lernt der Körper, aufgenommene Energie richtig zu verwerten. Bereits 15 Minuten Bewegung nach dem Essen helfen, den Blutzucker zu senken und bringen damit mehr Energie.
     
  • Schwitzen: Schwitzen (vor allem beim Sport) ist eine gute und gesunde Reaktion des Körpers. Auch wenn wir es manchmal als unangenehm finden, sollten wir uns darüber freuen.
     
  • Jedes Training ist gutes Training: Trainings sollten nicht bewertet werden, viel wichtiger ist, DASS man in Bewegung war, egal welcher Art.
     
  • Kraft > Cardio: Langfristig und im Alter hat Krafttraining einen höheren Einfluss auf unsere Gesundheit als Ausdauertraining. Es sollte daher nicht vernachlässigt werden.
     
  • Bewegung ist ein Privileg und keine Bestrafung: Ein gesunder Körper, der es einem ermöglicht, sich zu bewegen, ist ein Geschenk. Sport sollte niemals eine Bestrafung für ungesundes Essen sein, sondern als Tätigkeit an sich zelebriert werden.


5. Be real – Kenne deine Grenzen und Bedürfnisse.

  • Mut zum „Nein“: Wenn man nur für andere da ist, hat man kaum noch Kapazitäten für Entscheidungen, die das eigene Leben betreffen. Ein Nein zu gewissen Dingen ist manchmal ein Ja zu einem selbst.
     
  • Abgrenzung von Diätkultur: Anstatt sich durch Diäten einen Ernährungsstil vorschreiben zu lassen, der einem nur Missmut bereitet, ist es besser, ein eigenes Körpergefühl aufzubauen, intuitiv und auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt zu essen.
     
  • Klare Kommunikation und Grenzen setzen: Man sollte auch selbst die eigenen Grenzen respektieren – ansonsten kann nicht erwartet werden, dass es andere tun.
     
  • Jeder Tag ist ein Geschenk: Statt nur für das Wochenende oder den Urlaub zu leben, soll jeder Tag genossen werden!

FAQ - Eure Fragen

Erkennt man aktuell einen Unterschied zwischen den Generationen bezüglich Ernährung, Stress und Bewegung?

Ich bemerke hier klar Trends und Entwicklungen. Bei Gen Z (Jahrgänge 1996-2012) z.B. gibt es weniger Partylaune und Alkohol und im Gegenzug mehr Selbstoptimierungsmaßnahmen. Millennials (1980-1995) gehen tendenziell regelmäßiger zur Therapie und setzen sich verstärkt mit ihren Problemen und denen ihrer Familie auseinander. Die Generationen davor haben oft noch eine etwas trotzigere Haltung demgegenüber, aber auch hier ist immer mehr Kommunikationspotential da.

 

Ich mag den Sommer nicht wirklich und schon gar keinen Sport. Reicht Dehnen als Sport aus?

Dehnen reicht leider nicht aus – tut mir leid. Es gibt aber viele Möglichkeiten, indoor Sport zu treiben. Wenn du gerne dehnst, könntest du etwa Ausfallschritte und Liegestütze zusätzlich einbauen, um eine kleine Sporteinheit daraus zu machen.

 

Was ist besser: 5 kleine Mahlzeiten oder Intervallfasten?

Als Erklärung für alle, die es nicht kennen: Intervallfasten bedeutet, regelmäßig über längere Zeit nichts zu essen (bspw. 16:8 – 16 Stunden lang nichts essen).  Ich würde sagen: weder noch. Keine Option ist besser oder schlechter. Für Frauen ist Intervallfasten tendenziell, vor allem im gebärfähigen Alter, weniger empfehlenswert. Letztendliche muss das aber jeder für sich individuell entscheiden.
 

Was hältst du von pflanzlichen Proteinpulvern, vor allem im Vergleich zu tierischen?

Es ist das besser, was du besser verträgst und du besser integrieren kannst, das, was sich für dich gut anfühlt! Auch die pflanzlichen Proteinpulver decken die Nährstoffe mittlerweile sehr gut ab und stehen den tierischen meist um nichts nach. Der einzige Nachteil kann die veränderte Textur sein.

 

Wie gehst du denn mit Heißhunger um?

Ich würde zunächst einmal die Ursache ergründen: Ist sie emotional-psychisch oder körperlich-physisch? Liegt es daran, dass ich meinen Körper tatsächlich nicht mir ausreichend Nährstoffen versorge oder daran, dass ich unter Schlafmangel oder Stress leide? 
Ein allgemeiner Tipp meinerseits wäre, sich mehr Zeit beim Essen zu lassen und die Mahlzeiten eiweißhaltiger und mit mehr Gemüse zu gestalten. 

 

Wann ist der beste Zeitpunkt für Sport?

Dann, wenn dein Kreislauf am meisten hergibt und dein Schlaf nicht negativ beeinflusst wird. Abends ist es manchmal nicht gut, sich allzu stark zu verausgaben. Das ist aber sehr individuell – dann, wenn es deinen Schlaf nicht negativ beeinflusst und du ausreichend Energie dafür hast, ist der beste Zeitpunkt für Sport.

 

Die Aufzeichnung des gesamten Vortrags inklusive der Q&A Session steht den bei Windhund 365 teilnehmenden Unternehmen auf der Eventumgebung 30 Tage lang zur Verfügung.

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